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21 Monate Mama – Wann ist die richtige Zeit für das 2. Kind?

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Gleich eines vorab. Dieser Artikel hat nicht zum Ziel am Ende ein „surprise – ich bin wieder schwanger“ aufzuführen. Nein, es sind tatsächlich einfach nur Gedanken, die ich mir aktuell so mache.

Denn hat das erste Kind ein Alter von anderthalb Jahren erstmal überschritten, mehren sich die Fragen nach dem zweiten Kind. Kein Wunder, denn in meinem Umfeld ist man entweder gerade in Planung für das nächste Kind, schon schwanger bzw. sind die zweiten Kinder teilweise auch schon da.

Und ich stehe da und schaue voller Bewunderung zu. Bewunderung für den Mut. Bewunderung für die Kraft. Denn ich stelle mir bereits eine zweite Schwangerschaft zum aktuellen Zeitpunkt unglaublich anstrengend vor. Die Mini-Mainzerin möchte natürlich noch häufig getragen werden und das mit dickem Bauch muss doch wahnsinnig kräftezehrend sein. Mal ganz davon abgesehen, wenn ich mich um ein zweites Kind kümmern müsste.

Bis ich Mitte 20 war, wollte ich eigentlich gar keine Kinder. Aus Gründen. Doch wie das so ist, kommt erstmal der richtige Mann um die Ecke, kann sich die Einstellung gerne mal ändern. Wahrscheinlich spielen auch die Hormone eine Rolle, geht man erstmal auf die 30 zu. Wie auch immer, irgendwann war klar, ein Leben ohne Kinder möchte ich (wir) nicht. Ohne groß darüber nachzudenken, war auch auf beiden Seiten der Wunsch nach zwei Kindern da. Ein Einzelkind konnte ich mir nie vorstellen. Wahrscheinlich weil ich auch einen großen Bruder habe.

Mein Bruder ist 6 Jahre älter und ich fand das immer super. Auch wenn hin und wieder gemunkelt wurde, dass man bei dem großen Abstand ja fast wie Einzelkinder aufwächst, kann ich das nicht im Ansatz bestätigen. Ganz im Gegenteil: während sich gefühltermaßen alle anderen Geschwister (mit geringem Abstand) ständig stritten, lief es bei uns im Grunde meistens sehr harmonisch ab. Bis heute.

Aus dieser Erfahrung heraus manifestierte sich auch der unbedingte Glaube daran, dass ein größerer Altersunterschied perfekt ist. Ansonsten bekommt man ja am laufenden Band um die Ohren gehauen, dass ca. 2 Jahre optimal seien, weil sie dann so schön zusammen aufwachsen und so toll miteinander spielen können. Doch letztlich – da sind wir doch ehrlich – hängt es immer von den Charakteren der Kinder ab. Unabhängig vom Altersunterschied!

Hat man erstmal ein eigenes Kind, verschieben sich so manche Gedanken auch gerne mal. Zwischendurch erschien es mir durchaus charmant, dass man den ganzen Stress innerhalb von 4-5 Jahren hinter sich hat. Aber dafür halt Stress x2. Ansonsten fängt man halt nach 4-5 Jahren nochmal von vorne an. Also die Entscheidung: lieber einmal Augen zu und durch? Oder ein Kind in Ruhe durch „das Gröbste“ durchbringen und dann auf das nächste Kind konzentrieren? Auch mit dem Vorteil, mit Kind 1 vielleicht schon mal etwas vernünftiger Reden zu können?

Bei der Mini-Mainzerin hat inzwischen die Trotzphase eingesetzt. Und dabei meine ich nicht, dass sie mal 5 Minuten Theater macht, weil sie was nicht bekommt. Sondern so richtig. Ich sage mal, wir haben ein starkes Kind. Das ist schön, aber auch anstrengend. Während sie 80%-90% des Tages ein Sonnenschein ist, kostet die übrige Zeit akutell sehr, sehr viel Kraft.

Manchmal frage ich mich, ob ich möglicherweise nicht so belastbar bin, wie ich mir das wünsche. So ehrlich muss man vielleicht vor sich selbst sein, auch wenn man sich nicht so eingeschätzt hat. Aber auch das gehört zum Eltern-sein und dem bekannten Spiegel dazu. Sich mal etwas eingestehen.

Natürlich, käme nun ein zweites Kind, würden wir das irgendwie schaffen. Denn wenn ich eines als Mutter gelernt habe: man schafft Dinge, die man vorher kaum geglaubt hätte. Da sind Kräfte in einem, die sind nicht zu beschreiben. Aber ich möchte es nicht „irgendwie“ schaffen. Meinem zweiten Kind möchte ich genauso gerecht werden, wie ich es bei meinem ersten Kind versuche. Und das würde ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Da sind mitunter keine Kraftreserven. Zumindst fühlt es sich so an. Ich hätte momentan zu viel Angst davor, eine nur noch gestresste, genervte und unfaire Mutter zu sein. Und das möchte ich auf keine Fall. Ich mache mir sowieso schon viele Gedanken um Dinge, das ist einfach mein Wesen. Und schon heute mag ich mich nicht, wenn ich so genervt bin, weil es einfach anstrengend ist. Da muss ich mich nicht noch mehr in diese „ich-mag-mich-so-nicht“-Situation bringen.

Und plötzlich tauchen da die Gedanken auf, ob ein Einzelkind nicht auch ok ist. Dabei war das nie eine Option. Vielleicht würden mich andere auch auslachen, weil sie mein Kind gar nicht als anstrengend empfinden. Denn faktisch ist sie die meiste Zeit des Tages ganz entspannt und pflegeleicht. Aber vielleicht kommt es auch nicht auf das Kind an, sondern auf die Eltern.

Es kommt auf die Frage an, wie viel Kraft ich investieren kann, um jedem gerecht zu werden. Denn neben meinem Kind gibt es noch einen Mann, einen Job, die Familie und viele Freunde. Und das Bedürfnis auch mal für sich zu sein. Könnte ich all dem gerecht werden, wenn wir noch ein zweites Kind haben?

Einzelkinder oder auch deren Eltern werden ja gerne mal stigmatisiert. Man zieht ein verwöhntes Gör groß. Man hat das Kind nur als Statussymbol. Oder, oder, oder… Nur ein Kind zu haben bietet ja genauso eine Läster-Plattform, wie „zu viele“ Kinder zu haben.

Dabei könnte man ja auch mal darüber nachdenken, dass sich Menschen realistisch einschätzen. Dass sie aus der Befürchtung heraus, dass das Leben sonst aus den Fugen geraten könnte, eine Entscheidung für sich getroffen haben. Was daran könnte verwerflich sein?

Wir haben darüber keine Entscheidung getroffen. Aber es war mir ein Bedürfnis, auch diese Sichtweise mal zu beschreiben. Nicht jeder muss zwei Kinder haben und die Entscheidung dazu kann die verschiedensten Gründe haben.

Tief in meinem Herzen fände ich es immer noch schön, wenn die Mini-Mainzerin einen Bruder oder eine Schwester hätte. Einfach, weil ich es genossen habe, als Kind nicht allein zu sein. Was aber der richtige Zeitpunkt ist, weiß ich heute noch nicht. Jetzt auf jeden Fall nicht. Ich vertraue darauf, dass ich bzw. wir es irgendwann einfach wissen. War beim ersten Kind ja auch so. Da ist erst dieser kleine Funke des Möglichen, der sich irgendwann in den unbedingten Wunsch entwickelt hat. Mal schauen, wann und ob dieser Funke irgendwann nochmal auftaucht. Ich würde mich freuen, aber nicht um jeden Preis.

 


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