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20 Monate Mama – Alles nur eine Phase

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Man müsste ja glauben, dass man nach 20 Monaten Mama-sein irgendwie einen Durchblick hat. Ein Gefühl für sein Kind und ein Gefühl für sich selbst. Aber man hört es ja immer wieder: kaum glaubt man zu wissen, wie es läuft, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Die letzten Wochen und Monate hatten wir eigentlich ein verhältnismäßig entspanntes Leben. Nachdem die Mini-Mainzerin im Sommer den Dreh mit dem Laufen endlich raus hatte, war die Laune Bombe und die Nächte ebenso.

Das änderte sich dann vor ca. 4-5 Wochen. Denn da ging es mit den Nächten steil berab. Erst wurde es unruhiger und vor zwei Wochen starteten nächtliche Wachphasen von bis zu zwei Stunden. Seit einer Woche schläft sie plötzlich überhaupt nicht mehr in ihrem Bett. Wir haben also seit einer Woche ein Familienbett. Zu unserer Überraschung sorgt das zu wieder ruhigen Nächten. Überraschend deshalb, weil die junge Dame bis vor kurzem wirklich NIE in unserem Bett schlafen wollte und wenn dann nur extrem unruhig war. Nun haben wir himmlische Durchschlafnächte, aber halt mit Kind im Bett. Doch das ist nun erstmal in Ordnung so.

20 Monate

Zusätzlich dazu hat ein neues Thema Einzug in unser Leben erhalten: das Beißen! Tendenziell wurden wir ja vor allem im ersten Jahr häufig um unser pflegeleichtes Kind beneidet. Doch aktuell ist es mit pflegeleicht nicht mehr so weit her. Natürlich haben wir ganz wunderbare Stunden am Tag und die Mini-Mainzerin ist ein ziemlich fröhliches Kind, das ist keine Frage. Doch gleichzeitig stehe ich Machtkämpfen gegenüber, die unglaublich anstrengend sind.

Mein Kind zu wickeln oder anzuziehen ist momentan ein einziger Kampf. In zwei von drei Fällen fließen Tränen. Doch während ich immer wieder versuche mit Kompromissen und Engelszungen auf mein Kind einzuwirken, gibt es auch Momente, wo es einfach mal funktionieren muss. Wenn wir morgens den Bus erreichen müssen oder sonst einen Termin haben, fehlen mir manchmal die Nerven zu diskutieren.

Und wenn das Anziehen mal geklappt hat, fängt die große Diskussion um den Kinderwagen an. Denn da hat sie in den meisten Fällen auch keine Lust drauf. Sofern wir Zeit haben, versuche ich sie so oft wie möglich laufen zu lassen…ich übe mich wirklich in großer Geduld. Aber jeder mit Kind weiß: Vorankommen ist etwas anderes. Vor allem endet die Geschichte in der Regel nach fünf bis zehn Minuten in der Forderung, getragen zu werden. Und auch das wissen alle Eltern: 11 Kilo Kind trägt man nicht allzu lange auf dem Arm, sofern man nicht Bodybuilder ist!

Hinzu kommt wie gesagt, dass die Mini-Mainzerin das Beißen für sich entdeckt hat. Meistens gar nicht im Bösen, sondern gerne auch einfach mal so im Vorbeigehen. Tja, und das lässt mich ratlos zurück. Jetzt bin ich diejenige, deren Kind beißt. Sätze und Blicke durchströmen mein Gehirn. Was aber vor allem in meinem Kopf kreist, sind die Gedanken! Warum? Was kann ich dagegen tun?

Ich erlebe mein Kind momentan in einer Umbruchsphase und schiebe es ein wenig darauf. Sie lernt zu sprechen und täglich sprudeln neue Wörter aus ihr heraus. Sie erinnert sich plötzlich an Zusammenhänge und verbalisiert sie. Wer hat etwas lustiges gemacht! Welches Lied wurde in der Kita gesungen! Ich versuche mir vorzustellen, was diese plötzliche Flut an Möglichkeiten und Eindrücken mit so einem kleinen Mädchen machen muss. Ich gehe auch davon aus, dass das der Grund dafür ist, dass sie nicht alleine schlafen möchte und unsere Nähe so sehr braucht.

Doch während das Thema Nähe von uns so einfach zu lösen ist, ist es das Beißen eben nicht. Natürlich habe ich nun angefangen, Artikel zu lesen. Da lese ich Dinge wie Überreizung, die Unfähigkeit sich (aktuell noch) ausreichend zu verbalisieren, Nähe und die fehlende Möglichkeit Machtkämpfe zu gewinnen. Da stand aber auch was davon, dass Kinder halt nicht zu früh in die Krippe sollten. Versagergefühle: ON!

Beim Thema Machtkämpfe hat es natürlich sofort „klick“ gemacht und doch weiß ich nicht, wie man das Problem lösen kann. Gefühlt haben wir eigentlich einen relativ entspannten Alltag, ohne viele Termine oder Druck. Aber natürlich gibt es Momente, wo der Ablauf auch mal ohne große Diskussionen funktionieren muss. Doch wie findet man (vor dem Hintergrund der o.g. Probleme) die richtige Mischung aus Freiheit für das Kind und den alltäglichen Notwendigkeiten? Zwischen der Möglichkeit, sie auch mal den Kampf gewinnen zu lassen und der Konsequenz des Erziehens? Und vor allem: was ist ggfs. auch einfach ihr Temperament?

Dass mein Kind sich noch nicht verbalisieren kann, ist mir bewusst und ich gebe mir wirklich allergrößte Mühe, genau zuzuhören und darauf zu achten, was sie meinen könnte, um zu große Frustration zu vermeiden. Aber sie wird natürlich trotz allem da sein, keine Frage! Ich bin tatsächlich ein wenig ratlos.

Ich möchte nicht, dass mein Kind sich in irgendwelchen inneren Kämpfen gefangen fühlt – zumindest nicht mehr als unbedingt nötig. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass sie gewisse Regeln und Grenzen kennt und einhält. Für die Erziehung habe ich mir immer vorgenommen nur Kämpfe zu kämpfen, die ich für wichtig erachte. Bei Dingen, die ich persönlich für nicht kriegsentscheidend empfinde, lasse ich sie auch mal machen. Da hat jeder seine eigenen Prioritäten und Herzensangelegenheiten, doch ich habe das Gefühl für mich darin relativ klar zu sein.

Scheint aber alles nix zu bringen. Demnächst ist ein Gespräch mit der Erzieherin der Kita geplant.  Irgendeine Lösung lässt sich dann hoffentlich finden, die nicht nur „nein, nein, nein“ enthält (aber sicherlich auch), sondern mein Kind auch irgendwie an der Stelle abholt, an der es gerade ist. Das Abenteuer geht weiter…


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